Ein Vorentscheid in die vernünftige Richtung – Gegen repressive Scheinlösungen beim Ticketverkauf

Die Motion «HOOGAN-Abgleich beim Verkauf von Tickets für Sportveranstaltungen» wurde im Oktober 2024 von der Sicherheitspolitischen Kommission im Ständerat eingebracht und angenommen. Mit ihr soll die gesetzliche Grundlage geschaffen werden, die es Verkaufsstellen ermöglicht, einen HOOGAN-Abgleich vorzunehmen und dort registrierten Personen den Ticketkauf zu verwehren. Der Bundesrat und kürzlich die Sicherheitskommission des Nationalrats (17:7 Stimmen) lehnte die Motion jedoch klar ab – ein Entscheid, den die lokalen Fanarbeitenden unterstützen. Definitiv darüber abgestimmt wird im nationalen Parlament an der Sommersession im Juni 2025.

Mit der Einführung und Verschärfung des Hooligan-Konkordats bestehen heutzutage weitreichende Grundlagen, um delinquente Personen mit Stadion- und Rayonverboten bis hin zu Meldeauflagen gezielt von Spielen fernzuhalten. Im Jahr 2024 waren 0,012% der Gesamtzuschauerzahl (357 von 3‘051‘568) mit einer Massnahme belegt. Ein allfälliger Verstoss gegen die Massnahmen zieht weitere Konsequenzen nach sich. Die langjährigen Erfahrungen und der Austausch mit unseren Partnern zeigen, dass die auferlegten Massnahmen eingehalten werden.

Der Bundesrat hat die Motion mit folgenden Worten abgelehnt: «Die heutige Rechtslage lässt einen Abgleich mit Daten der HOOGAN-Datenbank durch Organisatoren von Sportveranstaltungen beim Stadionzutritt bereits zu. Diese Voraussetzung für die Kontrolle der Personalien an den Sportveranstaltungen ist damit erfüllt. Eine Ausweitung des Zugangs zu HOOGAN-Daten auf sämtliche Verkaufsstellen von Tickets und Abonnements, wie ihn die Motion fordert, geht sehr weit. Sie wirft insbesondere in Bezug auf den Datenschutz und die Informationssicherheit Fragen auf, weil die HOOGAN-Datenbank ein Informationssystem ist, das «VERTRAULICH» klassifizierte Informationen enthält.» Angesichts des Datenlecks beim Bundesamt für Polizei (fedpol) im Jahr 2023 – bei dem vertrauliche Inhalte aus der HOOGAN-Datenbank im Darknet veröffentlicht wurden – halten wir es für besonders problematisch, sensible Informationen an private Ticketanbieter weiterzugeben.

Rund 93% der Gewaltvorfälle, die in den letzten zehn Jahren eine Medienmitteilung der zuständigen polizeilichen Behörden ausgelöst haben, fanden ausserhalb der Stadien statt, bei welchen ein HOOGAN-Abgleich ohnehin nutzlos wäre. Weil Tickets nach dem Kauf problemlos weitergegeben werden können und die konsequente ID-Kontrolle im Einlassbereich selbst von den Initianten als nicht realistisch umsetzbar eingestuft wird, zielt die Motion ins Leere.

Mit dem HOOGAN-Abgleich bei Ticketkäufen schafft man ein administrativ aufwendiges, für den Datenschutz heikles und kostenintensives Gesetz ohne Wirkung.

Unnötig repressive Stossrichtungen gefährden die bisherige Stabilität an Spieltagen in der höchsten Schweizer Fussballliga. Eine Solidarisierung und Radikalisierung von Schweizer Fanszenen ist aus unserer Sicht denkbar und daher betrachten wir die Motion kritisch. Nur durch einen konstruktiven Austausch zwischen allen Akteuren kann die Kooperation und somit bestmögliche Rahmenbedingungen für die Planung und Durchführung von Spielen nachhaltig gesichert werden. 

Gegen repressive Scheinlösungen - Für den gelebten Dialog.

Fanarbeit Basel, Fanarbeit Bern, Fanarbeit Luzern, Fanarbeit St.Gallen, Fanprojekt GCZ, Fansozialarbeit FCZ

 

17. April 2025